Foto: iStockphoto.com/ Scharfsinn86; Christian Behrens (2x); Martin Bargiel (2x); regiobus Credits Steffen Ludwig, Enercity
Noch klingt es ungewohnt, doch bereits in wenigen Jahren könnte der motorisierte Verkehr vorwiegend elektrisch durch Hannover fließen. Der weltweite Trend geht klar zur Elektromobilität. Die Antriebsart der Zukunft lohnt sich.
Umweltfreundliche E-Autos, E-Scooter oder E-Bikes statt Diesel- und Verbrennungsmotoren. So soll nicht nur Hannovers Verkehrsbild der Zukunft aussehen. Eine Vielzahl der europäischen Nachbarländer hat laut Experten des International Council on Clean Transportation längst einen Verkaufsstopp für Verbrennungsmotoren angekündigt. Vorreiter ist hierbei Norwegen: Bereits 2025 sollen dort nur noch E-Autos neu auf die Straßen kommen. Insgesamt haben bereits rund 50 Prozent des Weltmarktes für Verbrenner diese mit einem Enddatum versehen.
Stromer sparen mehr als Steuern
Während der Wasserstoffantrieb noch am Anfang steht – und wegen der aufwendigen Erzeugung auch schon mal als „Champagner der Antriebsarten“ tituliert wird, – ist E-Mobilität längst verfügbar und sogar günstiger. Der Vorteil von E-Autos: Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch technisch mittlerweile voll ausgereift. Neben einer immer größer werdenden Reichweite von bis zu 841 Kilometern pro Batterieladung und dem Durchbruch umweltfreundlicherer Feststoffbatterien sind auch die Wartungskosten gering, weil es Verschleiß praktisch nur noch bei Bremsen und Reifen gibt. Wartungen, Motorölwechsel, Zündkerzen, Luftfilter – alles Fremdwörter für das Elektroauto.
Sparen können Besitzer eines E-Autos schon bei der Anschaffung. So fördert der Bund die Anschaffung eines reinen Elektroautos mit einem Kaufpreis von bis zu 40.000 Euro mit einer : Innovationsprämie von 9000 Euro. Zudem ist der sogenannte Stromer zehn Jahre von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. Die Installation einer Wallbox, einer Ladesäule für E-Autos am Eigenheim, wird zudem von der KfW-Bank oder im Enercity-Versorgungsgebiet von: proKlima bezuschusst. Hausbesitzer erhalten bei Enercity auch eine besonders klimafreundliche Lösung: eine Photovoltaikanlage, mit der man den benötigten Strom auch selbst erzeugt. Andere laden ihr Auto vielleicht zukünftig einfach beim Arbeitgeber.
Mit einer Photovoltaikanlage lässt sich der Strom fürs E-Auto selbst erzeugen.
„Laden, wo man ohnehin ist, ist das neue Prinzip. Tanken fahren fällt bequemerweise komplett weg. Wallboxen zu Hause und regelmäßiges Aufladen an anderen Orten stellt die Grundversorgung“, sagt Jens Clausen vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Er arbeitet zu dem Thema auch für das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Zweimal pro Woche 30 Minuten beim Supermarkt oder Arbeitgeber zu laden reiche für viele völlig aus.
Eine Faustregel sei: „Will ich 1000 Kilometer weit fahren, muss ich über den Tag verteilt je nach Ladeleistung des Autos eine oder zwei Stunden lang laden.“ Solche Pausen mache man ohnehin.
Beispiel: Der VW ID.3 lade 110 KW. So könne man also nach 30-minütiger Ladezeit 300 Kilometer weit fahren. Die öffentliche Infrastruktur sei inzwischen gut, so Clausen. Er selbst profitiere davon bereits: Da Enercity am Ende seiner Straße eine Ladesäule installiert habe, könne er sich bei der Anschaffung eines E-Autos die eigene Wallbox am Carport sogar sparen.
Außerhalb der Stadtgrenzen hilft die Meta-Ladekarte von Plugsurfing weiter: Mit über 350 Betreibern verfügt das Netzwerk über 150.000 Ladesäulen europaweit. Damit komme man längst durch ganz Europa.
Zukünftig müsse man über das Thema ohnehin kaum noch nachdenken. Dann würden die Autos auf Ladepunkte innerhalb der Reichweite hinweisen.
Enercity punktet mit flächendeckender Ladeinfrastruktur
Enercity ist einer der Wegbereiter der Verkehrswende in Hannover und hat bislang rund 1000 Ladepunkte im öffentlichen Raum, bei Unternehmen und Privathaushalten installiert. Damit liegt der Energiedienstleister auf Rang fünf im deutschen Städtevergleich – Tendenz steigend. „Eine klimafreundliche Stadt ist ohne Elektromobilität undenkbar. Hierfür ist eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zentrale Voraussetzung. Wir machen die Elektromobilität möglich: mit öffentlicher Ladeinfrastruktur, Ladeboxen für zu Hause, für die Nachbarschaft sowie für Unternehmen – in Hannover, in der Region und darüber hinaus“, so Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende der Enercity AG. Langfristiges Ziel sei, sogar das dichteste Ladenetz Deutschlands aufzubauen.
Geballte Ladepower: In Hannover-Marienwerder hat Enercity Ultra-Schnellladesäulen installiert.
Besonders stolz ist das Unternehmen auf die kürzliche Eröffnung von vier Ultra-Schnellladesäulen im Norden Hannovers. Nahe der A 2 und direkt an der B 6 profitieren E-Auto-Fahrer von 350 kW Ladeleistung und können so nach nur wenigen Minuten Ladezeit wieder Hunderte Kilometer weit fahren. Durch Kartenzahlfunktion ist deren Nutzung für alle bequem möglich.
Neuartig in Deutschland ist zudem das Ladesäulen-Sharing. In einem Pilotprojekt in Hannover-Linden und im Stadtteil Bothfeld können sich zurzeit mehrere E-Auto-Nutzer gemeinsam einen festen, privaten Ladeplatz teilen. Um ihr Fahrzeug zu parken und zu betanken, buchen sie sich individuelle Zeitfenster.
Fahrzeuge der Üstra und Regiobus fahren bald komplett elektrisch
Schrittweise werden alle Busse in Hannover auf E-Antrieb umgestellt.
Auch der öffentliche Personennahverkehr in Hannover hat bald eine CO2-neutrale Fahrzeugflotte. Bis 2023 sollen bei der Üstra alle Innenstadtlinien ausschließlich von Elektrobussen bedient werden, 51 Fahrzeuge sind dann im Einsatz. Bereits am 11. September sind vier weitere Elektrobusse auf der Linie 100/200 nach umfangreicher Test- und Schulungsphase in den Betrieb gegangen. „Durch die Umstellung auf den reinen Elektroantrieb wollen wir bei der Üstra-Flotte pro Jahr 3800 Tonnen CO2 einsparen – das entspricht dem Schadstoffausstoß von etwa 2500 Pkw“, so Volkhardt Klöppner, Vorstandsvorsitzender der Üstra. Damit dies gelingt, baut das Verkehrsunternehmen schrittweise die Ladeinfrastruktur auf den Betriebshöfen aus. Auch Regiobus wird die Busflotte zügig auf Elektromobilität umstellen – trotz höherer Reichweiten im Umlandverkehr ist das heute möglich. Eine Vorreiterrolle kommt zudem den Ende 2019 eingeführten sprintH-Linien zu.
Bald elektrisch auf den Straßen Hannovers und der Region unterwegs: der sprintH.
Emissionsfreier Individualverkehr
Für eine klimafreundliche Mobilität investiert der Volkswagen Konzern in den kommenden vier Jahren rund 33 Milliarden Euro allein in die E-Mobilität – das kommt auch den Bürgerinnen und Bürgern der niedersächsischen Landeshauptstadt zugute. „Im Einklang mit der Konzernstrategie gehen wir konsequent den Weg in Richtung emissionsfreies Hannover“, so Hubert Korth, Vertriebsleiter Großabnehmer Audi Zentrum Hannover und Volkswagen Automobile Hannover & Region. Mit dem Audi e-tron und der Vorpremiere des VW ID.3 haben das Audi Zentrum und Volkswagen Automobile Hannover & Region kürzlich den Startschuss für den emissionsfreien Individualverkehr in Hannover gegeben. Künftig will man unter anderem in Zusammenarbeit mit der Klimaschutzagentur weitere Informationsveranstaltungen und offene Diskussionsrunden rund um das Thema E-Mobilität anbieten. „Uns ist es wichtig, mit unseren Kunden in den persönlichen Dialog rund um den emissionsfreien Individualverkehr zu treten“, so Korth.
Der Audi e-tron unterstützt den emissionsfreien Individualverkehr in Hannover.