Was muss sich am Radwegenetz ändern, damit mehr Menschen das Auto stehen lassen? Hannovers führende Köpfe machen den Test.
Sie wollen die Mobilitätswende ausprobieren und mit gutem Beispiel vorangehen: Mehr als 30 Führungskräfte aus der Stadt und der Region Hannover wollen zwei Wochen lang alle Wege unter zehn Kilometern klimaneutral zurücklegen. Dazu lassen sie den Dienstwagen stehen und nutzen zum Beispiel das Rad. Damit der Spaß im Businessoutfit dabei nicht zu kurz kommt, haben sie am Donnerstag im Rahmen der Initiative „Hannover bewegt sich – Mobilität neu denken“ auf dem Trammplatz E-Bikes von der Metropolregion erhalten. Natürlich sind auch die Schirmherren der Initiative, Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und Regionspräsident Hauke Jagau, beim VIP-Radeln mit dabei. Die vollständige Liste aller Teilnehmenden finden Sie unter dem Artikel.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Radfahraktion nehmen unter Einhaltung der Corona-Regeln ihre E-Bikes in Empfang, darunter Regionspräsident Hauke Jagau, Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz, Oberbürgermeister Belit Onay, Personaldezernent Lars Baumann, Wirtschafts- und Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette, Enercity-Chefin Susanna Zapreva, Elke van Zadel von Üstra und Regiobus sowie Susanne Leifheit von Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Das ist das Ziel
Ziel der Aktion ist es, die Mobilitätswende in den Köpfen anzustoßen. Denn der Anblick radelnder Führungskräfte ist in Deutschland ungewohnt. Während in den Niederlanden und Dänemark Königshaus, Kabinett und Unternehmenschefs selbstverständlich mit dem Rad zur Arbeit und zu Terminen fahren, kleben deutsche Führungskräfte häufig am Dienstwagen als Statussymbol. So werden laut einer Studie der EU-Kommission in den Niederlanden 36 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt, in Dänemark 23 Prozent. In Deutschland liegt der Radverkehrsanteil dagegen nur bei mageren zwölf Prozent. Dabei ist fast jede zweite Autofahrt hierzulande kürzer als fünf Kilometer.
Dienstwagen stoßen oft besonders viel CO2 aus
Laut einer von Greenpeace beauftragten Studie sind es vor allem Unternehmen und Selbstständige, die übermotorisierte und damit umweltschädliche Neuwagen fahren. Mehr als zwei Drittel aller Neufahrzeuge mit mehr als 200 PS werden an Firmenkunden verkauft. Käufer der Topmodelle deutscher Hersteller mit 350 oder 550 PS, die besonders viel CO2 ausstoßen, waren in den vergangenen Jahren zu 100 Prozent gewerbliche Nutzer.
Mit dem Rad schneller und bequemer ans Ziel
Dabei ist der Radverkehr nicht nur umweltverträglicher, sondern bringt auch weitere Vorteile mit sich: Auf Kurzstrecken und im Stadtverkehr ist man per Rad und E-Bike meist schneller und bequemer am Ziel. In Hannover standen Autofahrende im vergangenen Jahr 28 Stunden im Stau, 2019 waren es laut der Analyse des Verkehrsdatenanbieters Inrix sogar 40. Per Rad entfällt das Warten ebenso wie die nervige Parkplatzsuche. Außerdem wirkt sich die Bewegung positiv auf die Gesundheit aus.
Umdenken erforderlich
Mit ihrer Radfahraktion wollen die Führungskräfte aus Stadt und Region ein positives Zeichen für klimaneutrale Mobilität setzen. Denn damit die Verkehrswende gelingt und schädliche Emissionen vermieden werden, müssen alle an einem Strang ziehen. Daher wollen Stadt- und Regionsspitzen ihre Vorbildfunktion nutzen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bürgerinnen und Bürger zum Umdenken anregen. Denn damit auch diejenigen, die eher selten Rad fahren, ihr Auto öfter stehen lassen, muss die Radinfrastruktur auch für Ungeübte stimmen. Für zwei Wochen probieren die führenden Köpfe aus Stadt und Region täglich aus, wie weit die Mobilitätswende in Hannover schon zukunftstauglich ist und wo sich noch etwas ändern muss.
Um den Planerinnen und Planern wichtige Informationen zu geben, wo es noch hakt und holpert, halten sie während der Aktion ihre Erfahrungen fest. Nach 14 Tagen wird dann Bilanz gezogen.
Diese Führungskräfte nehmen an der Aktion teil
Hauke Jagau, Regionspräsident
Ulf-Birger Franz, Dezernent für Wirtschaft, Verkehr und Bildung der Region Hannover
Belit Onay, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover
Sabine Tegtmeyer-Dette, Dezernentin für Wirtschaft und Umwelt sowie Erste Stadträtin der Landeshauptstadt Hannover
Lars Baumann, Personaldezernent der Landeshauptstadt Hannover
Gudrun Benne, Industrie-Club Hannover
Kerstin Berghoff-Ising, Sparkasse Hannover
Carsten Bergmann, Chefredaktion Neue Presse
Hendrik Brandt, Chefredaktion Hannoversche Allgemeine Zeitung
Christoph Dannowski, Lokalredaktion Neue Presse
Günter Evert, MADSACK Mediengruppe
Prof. Axel Haverich, Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover
Matthias Herter, Meravis Wohnungsbau & Immobilien GmbH
Oliver Kiaman, Haus- und Grundeigentum Hannover
Susanne Leifheit, Volkswagen Nutzfahrzeuge
Volker Müller, Unternehmerverbände Niedersachsen
Maike Bielfeldt, Industrie- und Handelskammer Hannover
Edgar Puls, HDI Global SE
Jochen Ramakers, Sparda-Bank Hannover
Heiko Randermann, Lokalredaktion Hannoversche Allgemeine Zeitung
Lars Rehmann, Citipost
Dilek Ruf, Bund Deutscher Architekten
Hartwig von Saß, Deutsche Messe AG
Barbara Schulte, KRH Klinikum Region Hannover
Conrad Vinken, Region Hannover
Marko Volck, Hannoversche Volksbank eG
Jürgen Wache, Hannoversche Volksbank eG
Jan Wicke, Talanx AG
Elke van Zadel, Regiobus Hannover GmbH und Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft
Susanna Zapreva, Enercity AG
Patrick Döring, Wertgarantie
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