Fotos: istock – iStock-Manuel-F-O; Üstra/Martin Bargiel 2x; Üstra/Florian Arp; Steffen Ludwig/Regiobus 2x
Die Verkehrswende in Hannover ist längst durchgeplant: Von Autos verstopfte Straßen sollen in Stadt und Region schon bald der Vergangenheit angehören – alternative Verkehrskonzepte und ein attraktiver emissionsfreier Nahverkehr sollen den Pkw ablösen.
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Der Nahverkehr spielt für das Erreichen dieses Ziels eine herausragende Rolle“, sagt Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover und Geschäftsführer des GVH (Großraum-Verkehr Hannover). „Deshalb haben wir einen 10-Punkte-Plan für die Verkehrswende entwickelt. Wir möchten die Flotte der Üstra um 100 Stadtbahnen vergrößern, dichtere Takte und zusätzliche Direktbusse in die Innenstadt anbieten. Der Busverkehr wird schrittweise auf Elektro- und Wasserstofffahrzeuge umgestellt und neue Tarifangebote wie die Senioren-Netzkarte sollen weitere Menschen zum Umsteigen bewegen.“
Pro Jahr 3800 Tonnen CO2 weniger
Herzstück von Hannovers emissionsfreier ÖPNV-Zukunft ist langfristig der komplette Verzicht auf kraftstoffbetriebene Fahrzeuge, den Üstra und Regiobus anstreben. „Bis zum Jahr 2023 wollen wir im Rahmen der Elektrobusoffensive alle Üstra-Linien in der Innenstadt komplett elektrisch bedienen“, bestätigt Volkhardt Klöppner, Vorstandsvorsitzender der Üstra, das visionäre Vorhaben. Bis dahin sollen zu den aktuell drei Elektrobussen noch 48 weitere hinzukommen. „Wir liegen voll im Zeitplan“, zeigt sich Klöppner zufrieden.
Durch die Umstellung auf den reinen Elektroantrieb sollen allein bei der Üstra-Flotte pro Jahr 3800 Tonnen CO2 eingespart werden, was dem Schadstoffausstoß von etwa 2500 Pkw entspricht.

Leistungsfähige Ladeinfrastruktur: An dieser E-Bus-Ladestation lädt das Fahrzeug den Akku nach.

Modernste Technik: Über technische Vorrichtungen auf dem Dach des E-Busses sind Zwischenladungen möglich.

Voll elektrisch durchs Zentrum: Im Rahmen der Elektrobusoffensive will die Üstra bis 2023 Bus-Linien in der Innenstadt elektrisch befahren.
Im dichten Takt vom Umland nach Hannover
Bei Regiobus und Üstra hat man Ende 2019 sieben sprintH-Linien eingeführt: Die eng getakteten Buslinien verbinden Umland und Stadt schnell und komfortabel, Fahrgäste haben u.a. kostenfreies WLAN und USB-Ladebuchsen. „Es geht uns darum, die Qualität des Nahverkehrs auch in den Umlandkommunen auf ein höheres Level zu heben, um mehr Menschen für den Umstieg auf Busse und Bahnen zu gewinnen“, erklärt Verkehrsdezernent Franz. Daher sollen zwei weitere sprintH-Linien noch 2020 in Hannovers Innenstadt verlängert und im Takt verdichtet werden.

Schnelle Verbindung: Das neue Liniensystem spintH von Regiobus pendelt zwischen Innenstadt und Umland und punktet mit kostenlosem WLAN und USB-Ladestationen.
Auch Wasserstoffbusse sollen kommen
Perspektivisch nehmen die neuen Vorzeigelinien auch bei der Einführung neuer Antriebstechniken eine Vorreiterrolle ein. „Trotz der höheren Reichweiten im Umlandverkehr gehen wir davon aus, dass wir fast alle Buslinien elektrisch werden betreiben können. Nur wenige werden wir mit Wasserstoffantrieb ergänzen müssen“, erklärt Regiobus-Geschäftsführerin Elke van Zadel.
Autonomer Fahrbetrieb auf Campuslinie
So teste man bereits seit Anfang Juli gemeinsam mit der Üstra den Fahrbetrieb mit Wasserstoffbussen. Künftig soll auf dem geplanten Regiobus-Betriebshof in Gehrden eine Wasserstoff-Tankstelle entstehen. Später ist eine Testphase für den autonomen Fahrbetrieb auf der Campusanbindung der Linie 404 in Garbsen geplant. „Dadurch, dass wir bei der Regiobus jedes Jahr ca. 20 bis 25 neue Busse beschaffen, gehen wir insgesamt von einem zügigen Umbau der Flotte aus“, so van Zadel.
Mehr Stadtbahnen, neue Strecken
Um das Angebot auszuweiten, plant die Üstra, bis 2035 die Stadtbahnflotte um rund 100 Fahrzeuge aufzustocken. „Dadurch können wir ganz neue Stadtbahnstrecken bedienen und auf bestehenden Linien längere Stadtbahnzüge und engere Takte fahren“, erklärt Vorstandsvorsitzender Klöppner.
Schnelleres Umsteigen nach Hauptbahnhof-Sanierung
Auch das Umsteigen an Hannovers Hauptbahnhof soll durch die Sanierung der U-Bahn-Station künftig komfortabler und übersichtlicher werden: Fahrgästen wird nach dem Umbau beispielsweise durch rote und grüne Leuchtsymbole angezeigt, wie voll welcher Stadtbahnwagen ist. „Wenn sich die Technik am Hauptbahnhof bewährt, kann man sie später vielleicht auch an anderen zentralen Umsteigestationen einsetzen“, prognostiziert Verkehrsdezernent Franz und betont, dass die Planer am Bahnhof auch die Erweiterungsoption um zwei neue Gleise im Blick hätten.
Mehr Park- und Fahrradstellplätze für Pendler
In der Region haben vor allem jene Maßnahmen Priorität, die Pendlern den Arbeitsweg erleichtern sollen. So ist der Bau diverser mehrgeschossiger Park-and-Ride-Anlagen geplant – mögliche Standorte könnten Wettbergen, Wunstorf, Langenhagen-Mitte, Altwarmbüchen oder Anderten sein. Außerdem sollen die bestehenden Anlagen so umgerüstet werden, dass freie Parkplätze digital erfasst werden und per App einsehbar sind.
Auch für Fahrräder sollen 10.000 zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. Möglich wird dies durch vollautomatische Fahrradtürme, die nach Wunstorf auch in Hannover am Bismarckbahnhof, in Mellendorf und in Lehrte entstehen sollen.

Ulf-Birger Franz
Verkehrsdezernent der Region Hannover

Volkhardt Klöppner
Vorstandsvorsitzender der Üstra

Elke Maria van Zadel
Geschäftsführerin der Regiobus und Vorständin der Üstra