Der Klimawandel bedroht unsere Zukunft, sorgt für Überschwemmungen, Trockenzeiten und andere Extreme. Um den Stadtverkehr in wenigen Jahren vollständig CO2-neutral zu gestalten, haben die Landeshauptstadt Hannover und die Region Hannover in Kooperation
mit der Mediengruppe Madsack im Sommer 2020 ein multimediales Projekt ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Hannover bewegt sich“ haben wir mit Fachleuten und Hannoveranern Mobilität ein Jahr lang neu gedacht und diskutiert. Themen und Projekte haben wir auf Sonderseiten, in Diskussionsrunden und auf der Webseite hannover-bewegt-sich präsentiert. Das haben wir gelernt:
Der ÖPNV wird klimaneutral
Der GVH stellt seine Busse schrittweise auf Elektro- und Wasserstoffantrieb um.
Die Verkehrswende in Hannover ist längst durchgeplant: Alternative Verkehrskonzepte und ein attraktiver emissionsfreier Nahverkehr sollen den Pkw ablösen. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Der Nahverkehr spielt dafür eine herausragende Rolle“, sagt Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover und Geschäftsführer des GVH (Großraum-Verkehr Hannover). „Deshalb haben wir einen Zehn-Punkte-Plan für die Verkehrswende entwickelt. Wir möchten die Flotte der Üstra um 100 Stadtbahnen vergrößern, dichtere Takte und zusätzliche Direktbusse in die Innenstadt anbieten. Der Busverkehr wird schrittweise auf Elektro- und Wasserstofffahrzeuge umgestellt, neue Tarife sollen Menschen zum Umsteigen bewegen.“
E-Infrastruktur ist gut
Enercity ist dabei, Deutschlands dichtestes Ladenetz für E-Fahrzeuge aufzubauen.
Klimafreundliche E-Autos, E-Scooter oder E-Bikes statt Verbrennungsmotoren: 50 Prozent des Weltmarktes haben einen Verkaufsstopp für Benziner und Dieselfahrzeuge angekündigt. Laden, wo man ohnehin ist, ist das neue Prinzip. Wallboxen zu Hause, beim Arbeitgeber, am Supermarkt oder öffentliche Säulen sind die Grundversorgung. „Reichweiten, die man täglich zurücklegt, lassen sich mit E-Autos leicht fahren“, sagt Olaf Bock vom Audi Zentrum Hannover. „Mit Reichweiten von über 400 Kilometern sind unsere neuen Volkswagen ID Modelle bereits jetzt absolut alltagstauglich“, sagt auch Sven Wagner von VW Automobile Hannover. Enercity hat bald 1000 Ladepunkte installiert und ist dabei, Deutschlands dichtestes Ladenetz aufzubauen. „Wir machen E-Mobilität möglich: in Hannover, der Region und darüber hinaus“, so Susanna Zapreva, Enercity-Vorstandsvorsitzende.
Mit Sprinti ohne eigenes Auto mobil
Der Rufbus Sprinti bietet komfortablen On-demand-Verkehr in der Region.
Ganz neu ab Sommer 2021 ist „Sprinti“. Das neue, digital gestützte System flexibler Bedarfsverkehre löst diverse Ruf- und Sammeltaxiangebote ab. „Das ist ein neuer Standard für den ländlichen Raum, der bundesweit seinesgleichen sucht“, freut sich Regions-Verkehrsdezernent Franz über den Start des Testbetriebs. Die Fahrzeuge werden Kunden fast von Haustür zu Haustür bringen – zu virtuellen Haltestellen, maximal 150 Meter vom Start- und Zielort entfernt.
50 Jahre Mobilität für alle
Die überarbeitete GVH-App bündelt alle Mobilitätsoptionen.
Der Großraum-Verkehr Hannover (GVH) feierte 2020 seinen 50. Geburtstag. „Der GVH wird noch moderner und digitaler – von Angeboten in der neuen GVH App bis zum bargeldlosen Bezahlen“, gibt Ulf-Birger Franz, GVH-Geschäftsführer und Verkehrsdezernent der Region Hannover, die Richtung vor. Die überarbeitete App bündelt alle Mobilitätsoptionen.
Smarte Lösungen sind gefragt
Im März 2021 hat die Stadt einen Förderantrag mit dem Titel „Restart: #HANnovativ“ beim Bund gestellt. Für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung setzt Hannover auf kluge Strategien und innovative Maßnahmen in den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Mobilität und Logistik, aber auch in Wirtschaft und Kultur. Smarte Ansätze wie das Verkehrsmanagementsystem „HannoVerKehr“ oder die Initiativen „Urbane Logistik Hannover“ und „Lust auf Fahrrad“ dienen als Basis. Die Smart-City-Strategie soll – auch im Rahmen des kürzlich gestarteten Innenstadtdialogs – gemeinsam mit der Stadtgesellschaft entwickelt und umgesetzt werden.
„Hannover bewegt sich – und dies in einem erstaunlichen Tempo, auch unter erschwerten Bedingungen. In der Region Hannover liegt die Zukunft der Mobilität im Zusammenspiel eines leistungsfähigen Nahverkehrs mit attraktiven Bedingungen für den Radverkehr. Technische Entwicklungen der digitalen Informationsverarbeitung und der Fahrzeug- und Antriebstechnik bieten neue Chancen, eine ökologisch sinnvollere Mobilität zu planen, aber auch alle Bevölkerungsgruppen in die Nutzung einzubeziehen, bei weitreichender Barrierefreiheit.“
Hannover startet den Innenstadtdialog
Wie soll das Hannover von morgen aussehen? Die Landeshauptstadt Hannover startet den Innenstadtdialog, mit dem sie Strukturwandel und Mobilitätswende vorantreibt. „Es ist wichtig, die Aufenthaltsqualität zu entwickeln und die Innenstadt zukunftssicher zu gestalten“, sagt Oberbürgermeister Belit Onay. „Wir wollen außerdem zu einer guten Mobilität für alle kommen.“
Mit dem Innenstadtdialog will Hannover auch die Mobilitätswende vorantreiben.
Mehr Raum für den Radverkehr
Die Stadt will bis 2030 ein weitläufiges Veloroutennetz errichten.
Damit Menschen öfter das Fahrrad nutzen, müssen Radwege komfortabel und einladend sein. Der Ausbau eines weitläufigen Velorouten-Netzes ist beschlossen und wird gestaffelt umgesetzt. Zwölf schnelle und kindersichere Routen sollen bis 2030 aus allen Stadtteilen in die Innenstadt fuhren und das Radfahren zur schnellsten, komfortabelsten Fortbewegungsart in Hannover machen. „Mein Ziel ist es, bis 2030 auf 25 bis 30 Prozent, wenn nicht gar 40 Prozent anteilige Fahrradnutzung zu kommen“, erklärt OB Onay. Da durch sichere Radwege viele aufs Rad umsteigen, sind sie auch eine ideale Anti-Stau-Maßnahme.
„Die letzten Monate waren intensiv geprägt durch die Corona-Pandemie. Dennoch treiben wir als Stadtverwaltung andere relevante Themen wie die Bewältigung der Klimakrise und die Entwicklung einer zukunftsfähigen Stadt voran. Hannover bewegt sich hat die Mobilitätswende weiter in den Fokus gerückt und gezeigt, welche Aufgaben vor uns liegen. Im Zusammenspiel zwischen Mobilitätsbedürfnissen und Nachhaltigkeit werden wir eine verantwortungsvolle und gesellschaftlich akzeptierte Lösung gestalten.“
Im dichten Takt vom Umland nach Hannover
„Unsere Schwerpunkte sind mehr Bus-Direktverbindungen aus der Region in die City und flexible Busverkehre in den Kommunen“, erklärt Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz. Dazu kommen neue Fahrkartenangebote. Viel tut sich auch bei Bike-and- Ride. So wird die Region Hannover Hunderte neue, immer häufiger auch abschließbare Radstellplätze einrichten.
Die Region Hannover hat in diesem Jahr eine moderne Bike-and-Ride-Anlage an der Schöneberger Straße in Pattensen errichtet.
Fotos: © Üstra/Martin Bargiel; © Region Hannover; © GVH; © Christian Behrens; © iStockphoto.com/Believe_in_Me; © Ines Schiermann; © Samantha Franson (2)